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Entscheidungen Bundesgerichtshof im Familienrecht und im Erbrecht 07/2023 - FD-Platzhalter-kantig

Entscheidungen Bundesgerichtshof im Familienrecht
und im Erbrecht 07/2023


 



Zwangsvollstreckung; Nachweis einer Geldempfangsvollmacht des Inkassounternehmers bei durch den Gerichtsvollzieher gepfändeten oder freiwillig an den Gerichtsvollzieher gezahltem Geldbetrag.
ZPO §§ 79, 753a; RDG § 10

§ 753a S. 1 ZPO ist dahin auszulegen, daß Bevollmächtigte im Sinne des § 79 Abs. 2 S. 2 Nr. 4 ZPO (in das Rechtsdienstleistungsregister eingetragene Inkassounternehmer) bei der Durchführung der Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in das bewegliche Vermögen ihre ordnungsgemäße Bevollmächtigung zu dem Empfang des von dem Gerichtsvollzieher gepfändeten oder seitens des Schuldners an den Gerichtsvollzieher freiwillig gezahlten Geldbetrages (sog. Geldempfangsvollmacht) versichern können; des Nachweises einer Geldempfangsvollmacht durch Vorlage einer entsprechenden Vollmachtsurkunde bedarf es in diesen Fällen nicht.

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - VII ZB 35/21 - LG Paderborn
BGHZ 237, 307 = NJW 2023, 3170 = JurBüro 2023, 544 = MDR 2023, 1138 = DGVZ 2023, 179 = WM 2023, 1471 = FoVo 2023, 126 = ZAP EN-Nr. 503/202,3 = FamRZ 2023, 1571 [Ls] = LMK 2024, 802154 [Ls]

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - VII ZB 35/21
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Unterbringungsrecht; Verlängerung einer geschlossenen Unterbringung; Durchführung der Anhörung des Betroffenen durch ein Kammermitglied.
FamFG §§ 26, 59, 68, 335

1. Ist der eine Unterbringung genehmigende Beschluß des Amtsgerichts durch weitere Verfahrensbeteiligte - etwa durch die gemäß § 335 Abs. 1 FamFG im Interesse des Betroffenen beschwerdeberechtigten Personen oder durch den Verfahrenspfleger - zulässig mit der Beschwerde angefochten worden, ist der Betroffene zur Rechtswahrung nicht gehalten, selbst Beschwerde einzulegen; vielmehr kommt es dann im Rahmen der von dem Rechtsbeschwerdegericht in formeller und materieller Hinsicht zu prüfenden Beschwer des Beschwerdeführers allein auf dessen materielle Beschwer an (im Anschluß an den Senatsbeschluß BGHZ 227, 161 = FamRZ 2021, 138).
2. Zu den Voraussetzungen, unter denen die Beschwerdekammer in Betreuungsverfahren eines ihrer Mitglieder mit der Anhörung des Betroffenen beauftragen kann (im Anschluß an den Senatsbeschluß FamRZ 2017, 996).

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - XII ZB 139/23 - LG Zweibrücken [4 T 14/23]
FamRZ 2023, 1904 = NJW 2023, 3653 = NZFam 2024, 139 = MDR 2023, 1544 = BtPrax 2024, 27 = FGPrax 2023, 268 [Ls] = ErbR 2024, 162 [Ls]

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - XII ZB 139/23
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Personenstandsrecht; Berichtigung eines Geburtenregistereintrags; Flüchtlingseigenschaft eines Kindes.
BGB §§ 1617, 1617a, 1617b; PStG §§ 5, 48; PStV § 33; EGBGB Art. 10, Art. 47; FlüAbk Art. 12; AsylG §§ 4, 26

1. Ein minderjähriges Kind teilt im Hinblick auf das Personalstatut die Flüchtlingseigenschaft seines Elternteils, von dem es die alleinige Staatsangehörigkeit des Herkunftsstaates ableitet. Hierzu genügt es, daß die Voraussetzungen nach § 26 AsylG vorliegen, die von dem Gericht eigenständig zu prüfen sind; einer Anerkennung durch die zuständige Behörde bedarf es nicht. Gleiches gilt für den Ehegatten des Flüchtlings jedenfalls dann, wenn beide Ehegatten ausschließlich dieselbe Staatsangehörigkeit besitzen.
2. Die Zuerkennung des subsidiären Schutzes nach § 4 AsylG begründet nicht die Anwendung des deutschen Personalstatuts.
3. Gibt eine Person nach einem Statutenwechsel zu dem deutschen Namensrecht keine Angleichungserklärung gemäß Art. 47 EGBGB ab, so hat bei ihrer Eintragung in einem deutschen Personenstandsregister eine objektive Angleichung zu erfolgen (Fortführung von Senatsbeschluß FamRZ 2014, 741).
4. Die Frist nach § 1617b Abs. 1 S. 1 BGB zu der Neubestimmung des Namens des Kindes bei nachträglich begründeter gemeinsamer elterlicher Sorge ist eine Ausschlußfrist; sie beginnt mit Abgabe der Sorgeerklärungen, und ist nicht von der Kenntnis der Eltern abhängig.

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - XII ZB 155/20 - OLG Nürnberg
BGHZ 237, 315 = FamRZ 2023, 1618 = FuR 2023, 547 = NJW 2024, 509 = NZFam 2023, 975 = FamRB 2023, 506 = StAZ 2023, 305 = MDR 2023, 1249 = ZAP EN-Nr. 562/2023 = FF 2023, 422 [Ls] = ErbR 2023, 981 [Ls] = InfAuslR 2024, 234 [Ls] = ZAR 2024, 179 [Ls]

BGH, Beschluß vom 5. Juli 2023 - XII ZB 155/20
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Verfahrensrecht; ordnungsgemäße Klageerhebung; Mitteilung der ladungsfähigen Anschrift.
ZPO §§ 130, 171, 177, 253

Eine ordnungsgemäße Klageerhebung setzt grundsätzlich die Angabe der ladungsfähigen Anschrift des Klägers voraus; die Adresse eines Postdienstleisters, der lediglich mit der Weiterleitung der an den Kläger gerichteten Post beauftragt ist, reicht hierfür nicht aus.

BGH, Urteil vom 7. Juli 2023 - V ZR 210/22 - LG Frankfurt [2-13 S 102/21]
FamRZ 2023, 1802 = NJW-RR 2023, 1291 = MDR 2023, 1475 [1573] = BB 2024, 80 = Grundeigentum 2023, 1093 = NZM 2023, 810 = WuM 2023, 710 = HFR 2024, 275 = ZWE 2024, 57 = IBR 2023, 603 = FF 2023, 510 [Ls] = ErbR 2023, 983 [Ls] = BB 2023, 2369 [Ls] = FA 2023, 270 [Ls] = ZfIR 2023, 508 [Ls] = MittdtschPatAnw 2023, 568 [Ls] = ZAP 2024, 107 [Ls]

BGH, Urteil vom 7. Juli 2023 - V ZR 210/22
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Verfahrensrecht; übereinstimmende Erledigungserklärung hinsichtlich eines Teils des Rechtsstreits; Kostenentscheidung des Revisionsgericht bei weiter bestehender Anhängigkeit eines Teils des Rechtsstreits in einer der Vorinstanzen; verzögerte Abgabe der Erledigungserklärung durch eine Partei.
ZPO § 91a

1. In dem Falle übereinstimmender Erledigungserklärungen hinsichtlich eines Teils des Rechtsstreits hat das Revisionsgericht in Abweichung von dem Grundsatz der Einheitlichkeit der Kostenentscheidung auch dann, wenn nur ein Teil des Rechtsstreits bei ihm und ein weiterer Teil in einer der Vorinstanzen weiter anhängig ist, eine Kostenentscheidung nach § 91a Abs. 1 ZPO für den erledigten Teil des Rechtsstreits zu treffen.
2. Zu der Vermeidung widersprechender Kostenentscheidungen muß sich diese Kostenentscheidung auch auf die diesbezüglich in den Vorinstanzen entstandenen Verfahrenskosten erstrecken.
3. Gibt eine Partei die Erledigungserklärung verzögert ab, kann es im Rahmen der nach § 91a Abs. 1 ZPO zu treffenden Ermessensentscheidung gerechtfertigt sein, ihr die hierdurch entstandenen Mehrkosten aufzuerlegen.

BGH, Beschluß vom 12. Juli 2023 - I ZR 17/22 - OLG Hamburg
NJW 2023, 3239 = JurBüro 2023, 583 = Magazindienst 2023, 1077 = WRP 2023, 1363 = GRUR 2023, 1407 = FamRZ 2023, 1895 [Ls] = FF 2023, 423 [Ls] = BB 2023, 2625 [Ls] = MDR 2023, 1406 [Ls] = FA 2023, 275 [Ls] = ErbR 2023, 985 [Ls] = MittdtschPatAnw 2023, 564 [Ls]

BGH, Beschluß vom 12. Juli 2023 - I ZR 17/22
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Verfahrensrecht; Zwangsvollstreckung; Anforderungen an das Vorliegen einer Erschwerniszulage im Fall einer Corona-Sonderzahlung.
ZPO § 850a; niedersBesG § 68

1. Besteht aufgrund einer abstrakt-generellen Regelung ein Anspruch auf eine Sonderzahlung, stellt dies nur dann eine Erschwerniszulage dar, wenn der Kreis der anspruchsberechtigten Personen in hinreichend bestimmter Weise von dem Kreis derer abgegrenzt ist, bei denen die tatsächlichen Verhältnisse, welche die Leistung veranlaßt haben, zu keiner Erschwernis der Arbeitsleistung führen.
2. Eine gesetzliche Regelung, die allen zumindest an einem Tag in einem bestimmten Zeitraum beschäftigten Besoldungsempfängern eines Landes einen Anspruch auf eine Corona-Sonderzahlung einräumt, stellt keine Erschwerniszulage dar.

BGH, Beschluß vom 13. Juli 2023 – IX ZB 24/22 - LG Lüneburg [3 T 8/22]
NJW-RR 2023, 1278 = MDR 2023, 1273 [1571] = NZI 2023, 831 = ZVI 2023, 417 = WM 2023, 1653 = ZRI 2023, 765 = ZInsO 2023, 2051 = DZWIR 2023, 615 = HFR 2024, 165 = ZAP EN-Nr. 536/2023 = FoVo 2023, 170 = InsbürO 2023, 447 = NJW-Spezial 2023, 693 = Verbraucherinsolvenz aktuell 2024, 12 = FamRZ 2023, 1651 [Ls] = BB 2023, 1986 [Ls] = FA 2023, 235 [Ls]

BGH, Beschluß vom 13. Juli 2023 – IX ZB 24/22
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Erbrecht; Beschwerdeantrag eines Pflichtteilsberechtigten auf Erstellung eines notariellen Nachlaßverzeichnisses.
BGB § 2314; BNotO § 15; FamFG § 59

Der Pflichtteilsberechtigte kann nicht im Wege der Beschwerde gemäß § 15 Abs. 2 BNotO von dem von dem Erben beauftragten Notar die Aufnahme eines notariellen Nachlaßverzeichnisses gemäß § 2314 Abs. 1 S. 3 BGB verlangen.

BGH, Beschluß vom 19. Juli 2023 - IV ZB 31/22 - LG Münster [5 T 427/22]
FamRZ 2023, 1753 = NJW 2023, 3020 = FuR 2023, 612 = FamRB 2023, 464 = MDR 2023, 1389 = NJW-Spezial 2023, 647 = ZEV 2023, 680 = ZErb 2023, 426 = DNotZ 2023, 872 = ErbR 2023, 926 = ZNotP 2023, 440 = FGPrax 2023, 279 = MittBayNot 2024, 80 = RNotZ 2024, 48 = NotBZ 2024, 147 = ZAP EN-Nr. 578/2023 [Ls] = RNotZ 2023, 622 [Ls]

BGH, Beschluß vom 19. Juli 2023 - IV ZB 31/22
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Betreuungsrecht; Berufsbetreuung; Anspruch auf Aufwendungsersatz für Erstellung einer Einkommensteuererklärung.
BGB §§ 1835, 1836, 1908i; AO § 34; StBerG §§ 3, 4

Zu dem Anspruch eines anwaltlichen Berufsbetreuers auf Aufwendungsersatz für die Erstellung einer Einkommensteuererklärung für den Betreuten.

BGH, Beschluß vom 19. Juli 2023 - XII ZB 115/23 - LG Potsdam [8 T 68/22]
FamRZ 2023, 1654 = NJW 2023, 3295 = NZFam 2024, 94 = JurBüro 2023, 493 = MDR 2023, 1344 = BtPrax 2023, 214 = HFR 2023, 1209 = DStR 2023, 2806 = DStRE 2024, 896 = NLPrax 2023, 127 = RdLH 2023, 188 = GI aktuell 2023, 346 = FGPrax 2023, 218 [Ls] = BFH/NV 2023, 1479 [Ls] = ErbR 2023, 982 [Ls]

BGH, Beschluß vom 19. Juli 2023 - XII ZB 115/23
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Verfahrensrecht; Zwischenstreit über Zeugnisverweigerungsrecht aus Verwandt- oder Schwägerschaft.
ZPO §§ 383, 384, 387, 567

1. Begründet der Zeuge in einem Zwischenstreit das Recht zu der Zeugnisverweigerung einerseits mit der Verwandt- oder Schwägerschaft zu der Partei, und andererseits mit der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung, dann handelt es sich um zwei unterschiedliche Verfahrensgegenstände.
2. Erklärt das erstinstanzliche Gericht die Zeugnisverweigerung nur aus einem der beiden Weigerungsgründe für rechtmäßig, fällt der andere Weigerungsgrund in der Beschwerdeinstanz nur an, wenn der Zeuge insoweit Beschwerde oder Anschlußbeschwerde einlegt.

BGH, Beschluß vom 20. Juli 2023 - IX ZB 7/22 - OLG Oldenburg [1 W 25/21]
BGHZ 237, 375 = NJW 2023, 3729 = MDR 2023, 1474 [2024, 148] = WM 2023, 1881 = NZI 2023, 940 = ZInsO 2023, 2515 = NJ 2023, 546 = FamRZ 2023, 1809 [Ls] = FA 2023, 267 [Ls] = ErbR 2024, 79 [Ls]

BGH, Beschluß vom 20. Juli 2023 - IX ZB 7/22
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Verfahrensrecht; Ersatzeinreichung bei Störung der elektronischen Übermittlung; EGVP-Störung.
PatG § 125a; ZPO § 130d

1. Die nach § 130d S. 3 ZPO erforderliche Darlegung und Glaubhaftmachung ist rechtzeitig, wenn sie an dem gleichen Tag wie die Ersatzeinreichung bei Gericht eingeht (Ergänzung zu BGH NJW 2023, 456; NJW 2023, 3367).
2. Eine vorübergehende Unmöglichkeit im Sinne von § 130d S. 2 ZPO liegt jedenfalls dann vor, wenn eine elektronische Übersendung über einen längeren Zeitraum hinweg nicht möglich und nicht abzusehen ist, wann die Störung behoben sein wird.

BGH, Zwischenurteil vom 25. Juli 2023 - X ZR 51/23 - BPatG München [7 Ni 19/20 (EP)
NJW 2023, 3367 = MDR 2023, 1405 [MDR 2024, 91] = BRAK-Mitt 2023, 424 = CR 2023, 685 = GRUR 2023, 1481 = Magazindienst 2023, 1064 = RDi 2023, 545 = MMR 2023, 955 = MarkenR 2023, 397 = BlPMZ 2024, 51 = IBR 2023, 654 = FamRZ 2023, 1809 [Ls] = FF 2023, 422 [Ls] = AnwBl 2023, 624 [Ls] = VRR 2023, Nr. 10, 3 [Ls] = BB 2023, 2626 [Ls] = WRP 2023, 1532 [Ls] = FA 2023, 271 [Ls] = ErbR 2023, 982 [Ls] = MittdtschPatAnw 2023, 518 [Ls] = ZAP EN-Nr. 579/2023 [Ls]

BGH, Zwischenurteil vom 25. Juli 2023 - X ZR 51/23
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Entscheidungen Bundesgerichtshof im Familienrecht und im Erbrecht 07/2023 - FD-Platzhalter-rund
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